Veränderungen im nordeuropäischen Schleppermarkt

Kotug Schlepper bei der Hafenassistenz in Bremerhaven.
Kotug Schlepper bei der Hafenassistenz in Bremerhaven. © C. Eckardt

* Boskalis und Kotug gründen Joint Venture Kotug Smit Towage
* URAG eröffnet Stationen in Wilhelmshaven und Cuxhaven

Auf dem nordeuropäischen Schleppermarkt Markt gibt es zum Jahresbeginn 2016 einen neuen Schleppergiganten für die Hafenassistenz in 11 Häfen, denn die beiden niederländischen Unternehmen, die börsennotierte Koninklijke Boskalis Westminster NV-Gruppe sowie das niederländische Familienunternehmen Kotug International BV, werden ihre Schlepper-Aktivitäten unter einem gemeinsamen Dach als Kotug Smit Towage zusammenfassen. Wie die beiden Unternehmen mitteilten hält dabei jeder Partner 50 Prozent des neuen Joint Ventures. Mit dieser Ankündigung setzt man nun die bereits im Dezember 2014 unterzeichnete Absichtserklärung um, nachdem in den zurückliegenden Monaten intensive Verhandlungen über das Projekt geführt wurden, wobei hier immer das Prinzip „Gründlichkeit vor Schnelligkeit“ im Vordergrund stand. In der Vergangenheit kämpften die beiden niederländischen Schleppunternehmen Kotug und Smit immer wieder um Marktanteile im Schleppgeschäft in Rotterdam, dem größten europäischen Hafen.

Bereits im ersten Quartal 2016 geht das neue Gemeinschaftsunternehmen an den Start gehen. Dabei wird Boskalis Westminster, Muttergesellschaft von Smit Towage, die das traditionsreiche Schleppunternehmen im Jahr 2010 erwarben, seine in Belgien, den Niederlanden sowie in Großbritannien gebündelten Aktivitäten einbringen, Kotug steuert seine seit über 15 Jahren schon bedienten Betriebsteile aus Deutschland (Hamburg und Bremerhaven), den Niederlanden und ebenfalls aus dem Vereinigtem Königreich dazu bei.

  • URAG-Schlepper HERKULES am Warteliegeplatz in Bremerhaven.
    URAG-Schlepper HERKULES am Warteliegeplatz in Bremerhaven. © C. Eckardt

Nach Unternehmensangaben entsteht durch das neue Joint Venture eine Marktpräsenz in elf Häfen, verteilt auf vier Länder mit zusammen 65 Schleppern und einem Jahresumsatz von rund 150 Millionen Euro. Damit ist Kotug Smit Towage der größte Anbieter von Schleppdienstleistungen in Nord-Westeuropa. Wie Ard Jan Koren, CEO von Kotug mitteilte, könne man nun noch besser auf die Bedürfnisse der internationalen Kunden eingehen.

Der jetzige Schritt ist vermutlich auch eine Folge des immer größer werdenden dänischen Mitbewerbers Svitzer A/S, Tochterunternehmen der dänischen A.P.Møller Maersk Gruppe und nach eigenen Angaben mit 500 Schleppern in 100 Häfen weltweit das größte Schleppunternehmen. So bedient Svitzer zum Beispiel zusammen mit dem Unternehmen Iskes IJmuiden den kompletten Markt in Amsterdam und seit zwei Jahren ist Svitzer auch in Rotterdam aktiv. Ferner gibt es in Bremerhaven eine Kooperation mit der Schleppreederei URAG

Schleppreederei URAG bietet Dienste im gesamten Nordseeraum an

*Flotte wird um zwei weitere Voith-Schneider-Schlepper ergänzt

Die bislang nur im Unterweserraum sowie im Hochseeschleppgeschäft tätige Unterweser Reederei GmbH (kurz URAG), hat zum Jahresbeginn ihr Einsatzgebiet in der Schlepperassistenz auf den gesamten deutschen Nordseeraum erweitert. So bietet die URAG nun auch direkt in Wilhelmshaven und in Cuxhaven Hafenschleppdienste an. Die Schleppereinsätze in Cuxhaven werden dabei voraussichtlich über das Einsatzbüro Bremerhaven koordiniert, für den Einsatz steht die Eröffnung einer eigenen Filiale in der Jadestadt an.

Weiterhin hat die URAG um zwei weitere Einheiten erweitert: So kehrte nach einem fünfjährigen Bareboat-Chartereinsatz bei der britischen Reederei SMS Towage der Voith-Schneider-Schlepper ROMAN wieder nach Deutschland zurück. Dabei handelt es sich um die ehemalige, 1983 auf der Rolandwerft erbaute BRAKE mit einem Pfahlzug von 25,5 to, die derzeit noch auf der Empting-Werft in Cuxhaven für einen Einsatz unter deutscher Flagge und mit dem Namen BRAKE im Nordseeraum vorbereitet wird. Der für das URAG-Schwesterunternehmen Lütgens & Reimers (L&R) in Hamburg eingesetzte, erst im letzten Jahr von der niederländischen Damen-Werftengruppe abgelieferte ASD-Schlepper mit dem aktuellen Namen BRAKE wird demnächst umbenannt und erhält dann vermutlich den historischen L&R-Namen PARAT.

Weiterhin hat die URAG den mitlerweile 39 Jahre alten, aber sehr gut gepflegten Voith-Schneider-Schlepper HERKULES von dem niederländischen Schleppunternehmen Iskes Towage and Salvage, Ijmuiden erworben. Nach einer Grundüberholung hat der Schlepper mit einem Pfahlzug von 34 Tonnen bereits seine ersten Tätigkeiten auf der Weser aufgenommen Derzeit verkehrt der im Jahr 1977 auf der Jadewerft in Wilhelmshaven für die Hapag-Lloyd A.G. Transport & Service erbaute Schlepper noch mit altem Namen und niederländischen Heimathafen, jedoch erfolgt in den nächsten Tagen die Umbenennung in den URAG-Traditionsnamen RÖNNEBECK Bei diesem Schlepper, der bis 1990 regelmäßig in der Unterweserregion und in Wilhelmshaven für Hafeneinsätze zum Einsatz kam, handelt es sich um ein Schwesterschiff der bei der Bugsier-Reederei eingesetzten ARION. Von 1990 bis 2008 verkehrte die HERCULES im Jahr 1990 zunächst für Alexandra Towing und im Jahr 2008 ein Verkauf an das niederländische Unternehmen Iskes Towage and Salvage.

Die Unterweser Reederei GmbH, die rund 120 Mitarbeiter an Land und See beschäftigt, gehört zum Buxtehuder Familienunternehmen Linnhoff Schifffahrt und unterhält derzeit eine Flotte von 17 unterschiedlichen Hafenschleppern mit einer Pfahlzugleistung zwischen 25 und 90 Tonnen. Dazu kommen noch vier Offshore-Schlepper, die im weltweiten Einsatz beschäftigt sind.

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Christian Eckardt
Redaktionsmitglied bei VEUS-Shipping.com mit Schwerpunkt Schifffahrt und Offshoretechnik.