Erdgas in der Schifffahrt: Treiber für Innovation und Umweltschutz

LNG wird gebunkert.
LNG wird gebunkert. © Skangass/Gasum

Maritime Verbände beurteilen Entwicklung positiv

Ein Parlamentarischer Abend vom VDR, VSM, ZDS und der Maritimen LNG Plattform.
Die Nutzung von Erdgas (LNG=Liquefied Natural Gas, verflüssigtes Erdgas) als Alternativkraftstoff in der Schifffahrt und als Treiber für Innovation und Umweltschutz stößt auf ein reges Interesse: Rund 150 Besucher aus Wirtschaft und Politik waren der Einladung des Verbandes Deutscher Reeder (VDR), des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik (VSM), des Zentralverbandes der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) und der Maritimen LNG Plattform zu ihrem gemeinsamen parlamentarischen Abend Anfang Juni in Berlin gefolgt, um sich über die Bedeutung von Erdgas für die maritime Wirtschaft und über aktuelle und zukünftige Erdgas-Vorhaben zu informieren. Es erwarteten sie Vorträge und Diskussionen mit hochrangigen Vertretern der maritimen Wirtschaft und der Bundespolitik sowie die Möglichkeit zu intensivem Austausch mit Kollegen.

MS STAVANGERFJORD bunkert LNG
MS STAVANGERFJORD bunkert LNG © P.Pospiech

Die Veranstaltung fokussierte auf Themen, die für die Zukunftsfähigkeit der maritimen Wirtschaft in Deutschland besonders relevant sind: Innovation und Umweltschutz. Die Nutzung von Erdgas als Alternativkraftstoff und als Stromquelle spielt eine wichtige Rolle in diesem Zusammenhang: Zum einen werden dadurch Emissionen gesenkt, wodurch die Luft in den Häfen und den Hafenstädten verbessert wird. Zum anderen wird so die Innovationskraft der deutschen maritimen Wirtschaft erhöht, was Investitionen anzieht und Arbeitsplätze schafft.
Zu Beginn des Parlamentarischen Abend erläuterte Michael Thamm, CEO der COSTA GRUPPE, seine Pläne für den Bau und den Einsatz von mit Erdgas-betriebenen Kreuzfahrtschiffen. Die COSTA GRUPPE hat die zurzeit weltweit größte Neubauinvestition in erdgasbetriebene Schiffe in Deutschland getätigt. Im Anschluss diskutierten Vertreter der maritimen Verbände mit den Staatssekretären Uwe Beckmeyer (BMWi), dem maritimen Koordinator der Bundesregierung, und Enak Ferlemann (BMVI) über die Umsetzung ihrer Forderungen.

Ralf Nagel, Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des Verbandes Deutscher Reeder, hob das Engagement der deutschen Reeder beim Einsatz des schadstoffarmen Treibstoffs Erdgas hervor:

Deutsche Reeder sind von dem Zukunftspotenzial des Erdgas-Treibstoffs überzeugt. Eine breite staatliche Anschubförderung ist aber Voraussetzung, um die schiffsseitige Nachfrage nach Erdgas zu erhöhen, Investitionsrisiken abzufedern und die Wettbewerbsbedingungen mit anderen EU-Staaten zu vereinheitlichen. Davon würde nicht nur die Umwelt profitieren, sondern auch Potenzial für Wertschöpfung und Arbeitsplätze in einer Zukunftstechnologie bei uns in Deutschland geschaffen.

Harald Fassmer, Präsident des VSM, betonte die Notwendigkeit von intensivierter FuE- und Innovationförderung sowie harmonisierter Vorschriftenentwicklung, um Erdgas als saubere Treibstoffalternative in der Schifffahrt zu etablieren. Im Hinblick auf die Überwindung von Investitionshürden führte er aus:
„Das Investitionsförderprogramm zugunsten der Reeder wird vom VSM unterstützt, sofern sichergestellt wird, dass mit der Förderung Wertschöpfung und Umweltschutz in Deutschland und Europa erreicht werden und kein Know-how zu Wettbewerbern abfließt, die sich nicht an WTO- und IPR-Standards halten. Die deutsche maritime Industrie hat sich bereits eine ausgezeichnete Expertise bei der Realisierung erster Erdgas-Projekte erworben. Es gilt diese Lernkurve zu nutzen und diesen Kraftstoff zum weiteren Durchbruch zu verhelfen, um die Schifffahrt emissionsärmer zu machen.“
Sören Jurrat, Mitglied des Präsidiums des ZDS und Geschäftsführer der SWS Seehafen Stralsund GmbH erklärte:
„Mit der Nutzung von Erdgas wird die Luft an den Hafenstandorten sauberer. Und Seehäfen bieten sich im Hinblick auf ihre strategische Schnittstellenfunktion für die land- und seeseitige Güterlogistik als ideale Standorte für die allgemeine Erdgas-Versorgung an. Doch auch bei gesteigerter Nachfrage von Erdgas durch die Schifffahrt werden sich LNG-Lager- und Tankmöglichkeiten bestenfalls mittelfristig wirtschaftlich rechnen. Die Förderung von LNG-Infrastruktur durch die öffentliche Hand ist der notwendige erste Schritt. Nur dann kann sich der ökologische und ökonomische Nutzen von Erdgas für den deutschen Standort voll entwickeln.“
In einer zweiten Diskussionsrunde mit den maritimen Sprechern der vier Bundestagsfraktionen, Rüdiger Kruse MdB (CDU), Dr. Birgit Malecha-Nissen MdB (SPD), Herbert Behrens MdB (Die Linke) und Dr. Valerie Wilms MdB (Bündnis 90/Die Grünen) sowie dem Berichterstatter für die Ausgaben des Bundesverkehrsministeriums im Haushaltsausschuss, Norbert Brackmann MdB (CDU), wurden die notwendigen Rahmenbedingungen thematisiert, um die Nutzung von Erdgas in der maritimen Wirtschaft zu fördern.
Der gemeinsame Parlamentarische Abend hat eindrucksvoll belegt, welchen Stellenwert Erdgas für die Entwicklung eines nachhaltigen maritimen Sektors hat und mit welchem Einsatz die Bundesregierung und die Fraktionen dessen erfolgreiche Etablierung vorantreiben. Gleichzeitig wurde aber auch deutlich gemacht, wo es noch Handlungsbedarf gibt.
So fasste Georg Ehrmann, Geschäftsführer der Maritimen LNG-Plattform, den Abend folgendermaßen zusammen:

Die Bundesregierung und die Fraktionen haben die hervorgehobene Bedeutung von Erdgas für eine saubere Schifffahrt klar erkannt und handeln mittlerweile auch entsprechend, damit sich dieser umweltfreundliche Kraftstoff in der maritimen Wirtschaft durchsetzt. Um die Forderungen der maritimen Verbände umzusetzen, arbeitet die Maritime LNG-Plattform mittlerweile mit dem BMVI an der Entwicklung eines Förderprogramms für den Neu- und Umbau von mit Erdgas betriebenen Schiffen und für Infrastruktur in den Häfen zusammen. Auch bei der Etablierung von einheitlichen Standards geht es voran: Erste Treffen zwischen den Verantwortlichen auf Bundes- und Landesebene haben bereits stattgefunden, und weitere Treffen sind geplant, um sich auf eine einheitliche Rechtsanwendung zu einigen. Wir begrüßen diese Entwicklungen ausdrücklich.

Beitrag: VSM / PP

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