Corona-Pandemie wirft Schatten auch auf Adria-Häfen

Hafen Koper an der slowenischen Adrieküste.
Hafen Koper an der slowenischen Adrieküste. © www.thomasjantzen.com

Aber Rolle Triests als Öleinfuhrhafen weiter ungebrochen.

So wie die Personen- und Handelsschifffahrt ist auch der Warenumschlag vieler Häfen weltweit als Folge der Corona-Pandemie eingebrochen. Auch wichtige Häfen an der Adria sind davon nicht verschont geblieben.

In Triest, dem für den Warenexport- und –Import Österreichs zweitwichtigsten Adriahafen – für den führenden slowenischen Hafen Koper lagen Ende August keine Angaben vor – verzeichnete das umgeschlagene Gesamtvolumen im ersten Halbjahr 2020 mit 26,2 Mill. t einen Rückgang von 14 Prozent gegenüber dem vorangegangenen zweiten Halbjahr 2019. Im Containerbereich gab es einen Rückgang von vier Prozent, besonders stark war dieser Rückgang auf Schiffen aus der Türkei zu registrieren.

Auch der Bahnverkehr von und nach dem Hafen Triest ging im genannten Zeitraum um 25 Prozent zurück. Eine Zunahme des Warentransportes gab es nur nach Österreich wegen der Einrichtung einer zusätzlichen Zugsverbindung.

Ungebrochen ist die Rolle Triests als Erdöl-Einfuhrhafen zur Versorgung von Raffinerien im süddeutschen Raum, in der Tschechischen Republik und in Österreich über die von Triest ausgehende 753 km lange Transalpine Ölleitung (TAL) nach Ingolstadt (Bayern). Von dieser zweigt bei Würmlach im Süden Kärntens die Adria-Wien-Pipeline (AWP) ab, die über den Süden bzw. Südosten der österreichischen Bundesländer Kärnten, Steiermark und Niederösterreich zur Raffinerie Schwechat östlich von Wien, Österreichs einziger Raffinerie führt. 2019 wurden über die TAL bzw. AWP rund 41,2 Mill. t Rohöl über die Alpen gepumpt, im Jahr zuvor waren es 41,6 Mill. t. Ziele waren insgesamt acht Raffinerien, darunter die erwähnte Raffinerie Schwechat

Im Hafen Triest waren 2019 465 Tanker entladen worden. Seit ihrer Inbetriebnahme sind über die TAL bzw. die AWP über 1,5 Mrd. t Rohöl gepumpt worden, die 20.227 Tankern entnommen wurden. Das erste Halbjahr 2020 stand im Zeichen der Bewältigung der Folgen der Covid-19 Pandemie wobei nach den Worten von TAL-Generalmanager Alessio Lilli der sichere Betrieb auch in herausfordernden Zeiten oberste Priorität hat. Trotz der Pandemie und ihren Folgen konnte die TAL ein Großprojekt in Osttirol abschließen: In nur achteinhalb Wochen errichteten dort Spezialeinheiten einen 10.000 m3 fassenden Entlastungstank, um künftigen Ausfällen einigermaßen begegnen zu können. Über die TAL werden 100 Prozent des Rohölbedarfes der deutschen Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg, 90 Prozent des österreichischen Bedarfs und 50 Prozent des Bedarfs der Tschechischen Republik abgedeckt.

Kroatiens wichtigster Seehafen Rijeka – er steht von den Adriahäfen beim Warenumschlag Österreichs an dritter Stelle – will seine Position als wichtiges Eingangs- und –Ausgangstor für Mittel- und Osteuropa festigen. Als Maßnahme zur Milderung der negativen Covid-19-Folgen auf den Seeverkehr hat die Hafenbehörde Rijekas die Hafengebühren vorläufig für den Zeitraum von 1. Mai bis 30 September 2020 um 50,48 Prozent gesenkt. Diese Anreizinitiative erfolgte im Einvernehmen mit Containerreedereien und des kroatischen Verbandes der Seeverkehrsagenturen, um die schwierige Situation im Gefolge der Pandemie abzuschwächen und die Wettbewerbsfähigkeit der Routen über Rijeka unter den neuen Gegebenheiten zu unterstützen.

Rijeka hat (zusammen mit dem irischen Galway) das Pech, ausgerechnet im Corona-Jahr 2020 Kulturhauptstadt Europas zu sein. Durch den Lockdown konnten zahlreiche Bau- und Reparaturarbeiten bzw. Sanierungen von Gebäuden nicht rechtzeitig fertig gestellt werden. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden bereits im März nach Hause geschickt, einige geplante Ausstellungen konnten nicht eröffnet werden.

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Harald Krachler
Gastautor bei VEUS-Shipping.com.